Unsere Brauerei

Menschen von Pilsner Urquell – ROBERT LOBOVSKY

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Ich bin ziemlich tschechisch, aber die meiste Zeit meiner Jugend verbrachte ich auf der anderen Seite der Welt – in Australien. Als ich sieben Jahre alt war, bekamen meine Eltern die Möglichkeit, die Tschechoslowakei zu verlassen. Sie taten dies aus vielen Gründen – ein besseres Leben für uns, die Garantie einer guten Ausbildung für ihre Kinder und vieles mehr.

Meine Mutter und mein Vater reisten zunächst mit einem Touristenvisum aus und ließen meine Schwestern und mich bei meiner Tante. Erst zweieinhalb Jahre später hielten wir uns wieder in den Armen – sie selber hatten niemals damit gerechnet, dass wir uns so lange nicht sehen würden. Die Verzögerung lag nicht daran, dass uns die Kommunisten festhielten und mit der Rückkehr meiner Eltern rechneten. Vielmehr brachte die australische Demokratie auch australische Bürokratie mit sich – und meine Eltern mussten zunächst den Status von „legalen Einwanderern“ erhalten. 

Letztendlich brachte uns das Internationale Rote Kreuz aus der Tschechoslowakei hinaus. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem wir alles zurückließen: Es war ein Mittwoch, der 13. März 1985. Draußen war es neblig und die russische Maschine, die uns zu unserem Anschlussflug nach Amsterdam bringen sollte, konnte aufgrund der Bedingungen nicht starten. Also wurde umgeplant und wir fuhren mit dem Zug nach Frankfurt, flogen dann mit der Lufthansa nach Amsterdam und setzten uns schließlich in den Flieger für den langen Flug nach Australien.

Drei kleine Kinder auf großer Reise. Mit einem Schild um den Hals, auf dem stand, dass wir kein Englisch sprachen. Aber irgendwie hat alles geklappt.

Also wuchs ich seit meinem 10. Lebensjahr in Melbourne auf. Für mich begann nun ein langer Prozess, um herauszufinden, wer ich eigentlich wirklich war. Schon sehr früh interessierte mich alles, was ich für tschechisch hielt. Ich kaufte sogar mein Brot in einer tschechischen Bäckerei in Melbourne – obwohl der Inhaber ein Serbe war!

Mit 18 begann ich dann Bier zu trinken und kaufte immer Pilsner Urquell – was aber, wie ich euch verraten kann, ziemlich schwer zu finden war! In meinem Wohnzimmer hing eine riesige tschechische Flagge und selbstverständlich unterstützte ich die tschechischen Fußball- und Eishockey-Teams im Fernsehen.

Ich fühlte mich also ziemlich tschechisch und die Stadt Pilsen war mir besonders nah.

Dort hatte ich immer noch Familie und so flog ich zurück und besuchte sie. Endlich fand ich das fehlende Puzzlestück in meinem Leben und zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich zu Hause. Zu dieser Zeit studierte ich in Australien Hotelmanagement und ich bekam einen tollen Job bei einer großen Hotelkette – aber ich gab alles auf und ging endgültig nach Tschechien zurück.

Bei einem englischen Ingenieurbüro fand ich eine Anstellung, aber ich war fest entschlossen, für meine Lieblingsbrauerei vor Ort zu arbeiten: Pilsner Urquell. Ich wollte unbedingt den Namen „Pilsner Urquell“ in der ganzen Welt bekannter machen und so ging ich einfach hin und klopfte an die Tür der Export-Abteilung.

Zu dieser Zeit war kein Job offen. Also versprach ich dem Personalleiter, ich würde ihn anrufen und nach Arbeit fragen – und zwar jeden Freitag um Punkt 14 Uhr. Und genau das habe ich auch gemacht!

Nach vier Monaten rief die Brauerei zurück und bot mir eine Stelle in der Personalabteilung an. Von dort aus wechselte ich später in den Export, dann in die Geschäftsentwicklung und schließlich ins Marketing.

Meine neue Aufgabe als „Biermeister“ bedeutet, dass ich meine Leidenschaft für unsere Marke mit Bars, Getränkehändlern und Kunden auf der ganzen Welt teile. Zusätzlich unterstütze ich unseren Braumeister, Vaclav Berka, bei seinen Aufgaben.
Ich bin stolz darauf, Tscheche, ein Kind Pilsens und Skoda-Fahrer zu sein und für Pilsner Urquell arbeiten zu dürfen. Und ich denke, dass wir mit unserer Arbeit immer wieder den guten Ruf von tschechischem Bier in der ganzen Welt bestätigen.

Früher bin ich viel Rad gefahren und als ich 16 war, habe ich sogar an den nationalen australischen Meisterschaften teilgenommen. Aber heute bestimmen Pilsner Urquell und meine Familie mein Leben.

Ich kann mich nicht mehr an viele Dinge aus meiner Kindheit hier in Tschechien erinnern. Aber ich weiß noch genau, wie ich einmal an den Tennisplätzen in der Nähe unserer Wohnung entlanglief. Ich sagte zu meiner Mutter, dass ich wie Ivan Lendl sein wollte. Sie antwortete nur: „Das können wir uns nicht leisten.“

Vor ein paar Jahren habe ich dann schließlich doch noch auf genau diesen Plätzen Tennis gespielt. Ein Traum wurde für mich wahr – und wieder einmal schloss sich ein Kreis in meinem Leben.

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